An solchen Tagen wie diesen...
...sitzt man am Schreibpult, kaut auf dem Gänsekiel herum und lauscht den eigenen Gedanken. Wobei das Schreibpult natürlich ein Rechner und der Gänsekiel ein glutenfreier Schokoriegel ist.
Das vorletzte Heimspiel und die Eintracht empfing den „Ableger“ vom Achtelfinal Gegner vor zwei Wochen. Keiner im Heldburger Lager wusste so richtig, was da für eine Truppe anreisen würde, was aber der konzentrierten Vorbereitung auf dieses Match keinen Abbruch tat. Beim Gastgeber saß Kapitän Westhäuser mit leichten Blessuren erst einmal auf der Bank, ansonsten war der Kader wie in den Wochen davor bestückt. Wer bei den jungen Wilden aus Schierschnitz fehlte, entzog sich dem Wissen der meisten Fans. In der Eintracht Kabine wurde noch mal ein Motivationstrailer mit Jogi Löw abgespielt: „Vollgasch Leute! Tut es für die Fansch da draußschen!“ Schiri Knauer blies nach dem halbstündigen Workshop mit seinen Linienrichtern zum Sammeln und dann in die Pfeife. Los gings. Um die Sache abzukürzen, die Eintracht bestimmte das Geschehen und hatte in den ersten 45 Minuten zahlreiche Tormöglichkeiten, welche aber durch Pech, Unvermögen oder fehlendes Selbstvertrauen vergeben wurden. Die Gäste hielten sehr gut dagegen und versuchten mit viel Einsatz den Ball von ihrem Strafraum fernzuhalten. Dabei entpuppte sich der 17-jährige Torwart Enke im Verlaufe der Game Time zum BESTEN auf dem Platz. Selbst die einheimischen Fans sagten nach dem Spiel, der Gästekeeper war mit der Hauptgrund für das Endergebnis.
Nach einer knappen halben Stunde bekamen die Gäste bei einer Torannäherung einen Freistoß. Der junge Reichenbacher machte mit der Erfahrung von schon 31 Kreisoberliga Spielen kurzen Prozess und setzte das Ei ins Heldburger Nest. Schonungslose Effizienz gegen aufopferungsvoll angreifende Eintrachtler, was jeden im weiten Rund noch auf die zweite Hälfte hoffen ließ. Hopf musste leider nach Verletzung raus und es kam nach langer Pause Erik Hummel zum Einsatz.
In der Halbzeitpause diskutierten die Älteren unter den Fans darüber, ob es sich in frischer Unterwäsche besser stirbt …alldieweil die meisten Meinungsforschungsinstitute darüber ungefragt schweigen.
Die zweiten 45 Minuten wurden eingeläutet und Heldburg wollte den Ausgleich. Wieder häuften sich im Verlaufe der Spielzeit die magischen Dinge der Torverhinderung und die Verzweiflung machte sich im weiten Rund breit. Einer der ganz wenigen Nadelstiche der Gäste wurde unglücklich kurz vor der Grundlinie regelwidrig unterbunden und der gute Schiri zeigte pfeifend sofort auf den Punkt. Reichenbacher Teil II und nun hieß es 0 zu 2 aus Sicht der Gastgeber. Trotzdem drehte die Eintracht weiter offensiv auf und hatte ein ums andere Mal Pech und scheiterte am Edelmetall oder am Youth Keeper of New House. Auch in der 70. Minute gings wieder heiß her im Gästestrafraum und das Ergebnis aus dem Gequirlten war ein Elfer Pfiff für die Eintracht. Aber nun musste es doch klappen und die Kreck (Heldburger Pedant zum Mississippi) rauschte in hoffnungsvoller Erwartung. Kick wie der Priester im Beichtstuhl: Vergibt! Spätestens jetzt war allen klar, dass man mit dem ADAC-Ausweis nicht zwangsläufig auf das Gelände des neuen Edeka Marktes kommt.
Die Eintrachtler versuchten alles, holten die letzten Körner für die verbleibenden Minuten aus dem Köcher, schossen aus allen Lagen und Rohren, aber sie belohnten sich nicht. Die Heimniederlage wurde dann endgültig zur Realität und mit enttäuscht hängenden Köpfen verließen die Mannen um Kapitän Schmidt das Feld. Anders die Gäste – bei denen waren ganz deutlich die Hormone Serotonin und Dopamin in den Gesichtern zu sehen. Die Heldburger Fans waren trotz allem mit der Leistung ihrer Mannschaft zufrieden. Und hätte ich mich entscheiden müssen, zwischen diesem Kreisligaspiel und einer Wurzelbehandlung ohne Betäubung, dann würde ich eine Sekunde weniger zögern.
Zweite Niederlage in Folge und jetzt geht es nach Schalkau, gegen den unbekannten und schwer auszurechnenden Kreisoberligaabsteiger. Neues Spiel – Neues Glück.
Derweil überlegt der Platzwart, warum das DFB-Net auf dem Laptop so langsam ist…vielleicht sollte doch mal der Rauhfaseranschluss gelegt werden.
Kurz vor der erbrochenen Dunkelheit hielt sich noch ein Fan am Ausschankfenster fest: „Unsre Felle sind davon geschwommen, drum betrinke ich mich mit viel Bier…“ und ritzt vom Sertralin benommen – in feuchte Wände: I was here!