Die finale Realität ist brutal
Sonntag und der einzige Tag am Wochenende, an welchem das Quecksilber trotz strahlender Sonne nicht über die 8,2 Gradmarke geht.
Es ist ein doppelter Pokal Day und das natürlich mit Heldburger Beteiligung.
Gegen Mittag rum versucht sich Chemie II gegen die Flößer aus dem Schleusegrund. Der weitenteilte Spitzenreiter der Kreisklasse Mitte zeigten an der Anfield im Pokal Viertelfinale Vorspiel den Gastgebern, wo die Ziege ihren Honig hat. In den anfänglichen 20 Minuten hielten die Chemiker noch dagegen, aber dann…aber dann. Endergebnis: 0 zu 4, hart aber gerecht. Bemerkenswert waren die überraschend in Scharen angereisten Fans aus dem Grund der Schleusen. Respekt und auch ein kleines Dankeschön für die Kombination Hunger / Durst des Gästefanlagers.
Eine halbe Stunde vor drei kam es dann zum Viertelfinale im großen Kreispokal, Eintracht Heldburg gegen Schönbrunn. Im aktuellen Archiv konnte man den Klassenunterschied nachlesen und zahlreiche Fans froren vor Erwartung und Neugier.
Die Rollen waren natürlich klar verteilt, aber der Gastgeber hatte in seinem Tee viel Selbstbewusstsein und Mut, welches die Gäste von Beginn an zu spüren bekamen.
Trainer Weigand fehlte noch aus Gründen und zu ihm gesellten sich noch kurzfristig Wolfschmidt, Fischer und Gössinger. Die Interims mussten Stunden vor Anpfiff deswegen an der Startelf tüfteln, bekamen das aber mit Hilfe des VAR hervorragen hin. Bei den anfänglichen 11 Schönbrunnern gegen wir mal davon aus, dass alle schon in der Kreisoberliga an die Murmel geschrammt haben. Nicht sicher sind die Personalien beim Gäste Keeper, der im Körperwuchs gegenüber seinen Kameraden ein wenig abfiel. Das stellte für ihn aber kein Hindernis oder Hürde dar, denn er zeigte eine starke Leistung.
Obwohl sie die Platzwahl verloren hatten, legte die Eintracht mit einem fulminanten Tempo los und die Gäste suchten erstmal permanent ihre Sprache. Ein temporeiches Feuerwerk der Gastgeber mit vielen gefährlichen Touch’s der Schönbrunner Box, aber das Tor fiel nicht. Das heimische Team zelebrierte spielerisch und kämpferisch gutaussehenden Fußball und die Fans hatten ihre Freude an diesem Spiel.
Plötzlich, man schrieb die 32. Minute, rieben sich alle die Augen. Wie aus dem NICHTS erzielten die Gäste den Führungstreffer und der Spielverlauf machte einen Handstand.
Die Eintrachtler schüttelten sich kurz und es begann der Kampf um den Ausgleich. Besonders Ph. Schmidt zerrte in vorderster Front an den Ketten und wurde dann auch kurz vor der Pause belohnt. Er nutzte eiskalt eine durchsichtige Abwehrsituation der Gäste und hob den Ball ins Netz. Wenigstens ging es mit einem Gleichstand in die Kabine, aber trotzdem ärgerlich, da der Gastgeber etliche und gute Chancen hatten, um sich des Öfteren zu belohnen.
Die Fans atmeten geschlossen durch und hatten Zeit, sich kulinarisch zu stärken. Wer keinen Hunger hatte, besuchte im Sportheim die TV Aufzeichnung „Bares für Rares“, bei welcher alte Coronamasken versteigert wurden. To equal! Bis gleich!
Dann ging es wieder los und beide Teams setzten gleich ein Zeichen gegen Pyrotechnik und zündeten ein echtes Pokalfeuerwerk. Und was sprach man im Vorfeld nicht alles über den kopfballstarken und großgewachsenen Gästestürmer Greiner, wie – wo – wer. In der 50. Minute kam es leider doch zu einer kurzzeitigen lokalen Demenz in der Heldburger Hintermannschaft und „the Master of the Header“ nickte aus 5m, sage und schreibe freistehend, zur Führung ein. Das zum diesem Thema.
Aber der Gastgeber zeigte sofort die wieder geborene Tugend „ jetzt erst recht“ und nach einer guten Ecke von Hopf und einer nicht so guten Torartparade von Kusch, staubte Kapitän Westhäuser zum Ausgleich ab. Die Massen tobten, der Bär steppte. Sekunden später, volley in die Heldburger Fan Euphorie, ließ es PH. Schmidt gleich noch einmal krachen und erzielte mit einer schönen Einzelleistung das 3:2. Bums mich, was ist denn hier los.
Unbemerkt gab der Ummerstädter, in Gemünda bei Seßlach wohnende, Schiedsrichter seinem Linienrichter mit seiner linken Hand ein geheimes Zeichen. Der Linienmann verstand, sein Chef setzt 300 Euro auf Heldburg und zeigte den Daumen nach oben.
In der Zwischenzeit vergab Hopf noch eine Megaglocke und dann das 2.0 (zwei punkt null) im Heldburger Strafraum. Ein Gästestürmer hielt seinen Fuß unbedrängt in die richtige Richtung und es stand 3:3. Alta….man hatte mit den Fans kein erbarmen. Kurze Zeit später vergab Grosser das Riesending für die Gästeführung. Schönbrunn hatte jetzt mehr den Zug und den offensichtlichen Willen, das Ding in der regulären Spielzeit zu entscheiden. Heldburg stemmte sich aber mit allem Körner, welche man noch hatte, dagegen. In der 70. Minute kam es dann zur verletzungsbedingten Auswechslung von Ph. Schmidt, was dem Spiel die gewisse Note nahm. Trotzdem ging es jetzt rauf und runter, aber es schaffte kein Team bis zur 90. dieses „One and Only Tor“ zu erzielen. Verlängerung oder wie der Wunschgedanke vieler Männer: Extension, oder der Urologe: Extensio.
Auch beim Spiel – Dessert ging es mit allem, was die Mannschaften noch hatten zur Sache. Chancen auf beiden Seiten, wilde Wechsel, gelbe Karten und frenetische Fans mit dem Durst, als ob es kein Morgen gäbe. Die Gäste wieder etwas näher an der Torerzielung, aber weiterhin 3:3.
Die Zeit verging wie zwei rollende Steine im Fluss und die Fans zählten schon an den Finger ab, wer beim Elfmeterschiessen trifft und wer verschießt.
5 Minuten vor Schluss. Ein Schönbrunner Flanke segelt lang in die Heldburger Box und der Ball fragt sich: Mh, wer köpft mich jetzt? Ah, Greiner! Und das Kopfballungeheuer köpft die Murmel am langen Pfosten ins kurze Eck. Und das war es dann. Schade, denn die Eintrachtler haben die Gäste zwei Drittel des Spiels durch die Hose atmen lassen, scheiterten aber an kleinen Details.
Hut ab vor diesem rasanten Spiel, Hut ab vor der Leistung der Gastgeber, Hut ab für den fairen Verlauf dieser Partie. Kein Hut ab für wieder anwesende bildungsfremde Fans (Anreiseweg immer aus der gleichen Richtung), welche mit ihrem ausgewählten Vokabular ihren Heimatort gut vertraten.
Es ist ja nur Pokal – aber es war trotzdem schade.