Das Revier ist wieder markiert
Hallo Servus und Ade, liebes Heldburger Fußball Unterland
Für angehende alte Säcke wie mich, die sich tagtäglich in ihrem Matsch aus Nostalgie und verblichenen seeligen Erinnerungen suhlen, weil ihnen die Gegenwart manchmal so schnell, zu wenig greifbar und – nennen wir das Kind beim Namen – etwas überfordernd vorkommt (traurig), gibt es zum Glück immer noch das Unterland Derby, SV Eintracht Heldburg gecha TSV Ummerstadt.
Der Klassiker stand unter dem Motto: Gestern Korn und Marillenschnäpse, heute Banane reinstopfen und Pferdesalbe auf die Füße . Let the show begin.
In Vorbereitung des ewigen Derbys besuchten die Eintracht Kicker am Samstagabend die Fetisch Party im Piko Saal und die TSVler ließen es sich beim Konzert der Schlettacher Schranz – Folk – Panflöten – Pop – Band im Rathaussaal gutgehen. Für den KFA Südliches Thüringen am Mischpult steht live und in Farbe : Philipp Rauhut. Beide Teams hatten von der Sache her den bekannten Kader am Start und dementsprechend, wenn wir die Beschissenheit der Fußball – Dinge richtig deuten, müsste das heute eine sehr eindeutige Nummer werden. Die Spieler beider Mannschaften machten sich warm und auf den sich füllenden Rängen war mehrmals (oft) zu hören„…die Jungs bewegen sich auf einem sensationellen Niveau…“. Wahrscheinlich wirkten die kleinen Gratis Snacks aus gehäckselten Christstollen schon. Der Stadion – Speaker begrüßte die Ummerstädter Fans, welche mit einer mittelgroßen WhatsApp – Gruppe im Gästeblock vertreten waren. Auch eine lautstarke Abordnung der Fußballabteilung Gompertshausen verirrte sich in die Hauptstadt und wollte sich die Liga anschauen, in welcher sie nächste Saison spielen wollen. Aber nichts Genaues weiß man nicht – denn akustisch war das noch nicht Kreisliga reif.
Der Schiri erklärte noch seinem jungen Linienrichter, wie man Tetris und Snake auf den Schultaschenrechner laden kann und versicherte ihm, dass er nur noch einen experimentellen Friseurbesuch und eine MPU davon entfernt ist, der neue heimliche Star im KFA-Zirkus zu werden. Gut gemeinten Zuspruch bitte unter ohnegrund@keingrund.de der Öffentlichkeit preisgeben.
Im Sportheim wurden die ersten Bacardi – Korn – Mischen angezündet und über die Lautsprecher wurde mitgeteilt, dass jeder Fan einmal am vereinseigenen Glücksrad drehen kann. Hauptgewinn: ein Espressokocher – Tattoo. Die Ordner wurden eingekleidet mit einer Beanie – Mütze und einem Vintage – Wollpulli und dann ging es los.
Auweia – das ging ja schnell: Anstoß (woanders sagen sie جريمة) und noch keine Sekunde gespielt. Da flog auch schon der Ball von einem Gäste Fuß on Air und fand wieder einen Gäste Fuß und viele sahen es nicht, hörten es nur, den Ummerstädter Jubel. Blitz – Tor und Ummerstadt führte, wie auch immer und es tat dem Spiel gut. Die Eintracht schüttelte sich und begann Schritt für Schritt in die Offensive zu investieren. Mit viel Laufarbeit und Spiel über die Flügel, versuchten sie das Abwehrbollwerk der Gäste zu knacken. Aber die Torgefährlichkeit in der finalen Zone war so gering, dass sich die Fans an keinen Hochkaräter in der ersten Halbzeit erinnern können. Der Fan sah zwischenzeitlich recht gute Fußball Kost, besonders von den Einheimischen, aber diese belohnten sich durch das Quäntchen Ungenauigkeit und fehlender Übersicht nicht. Die ersten 45 Minuten waren spannend, mitunter auch sehr intensiv und die Gäste retteten ihren First Minute Vorsprung in die Pause. Vor dem Spiel war sich die Unterlands Fußballfachwelt einig, dass dieser Klassiker eigentlich eine klare Angelegenheit der Gastgeber wird. Aber wie so oft im Fußball, Namen und Zahlen gewinnen keine Spiele. In der Halbzeit Pause wurde wild spekuliert und viele Fans kamen zu dem Ergebnis, wenn man nachts nicht schlafen kann, dann liegt das daran, dass man wach ist. Nuja…
Die ansässige problemlösende Krankenkasse nutze die Halbzeitpause zum Verteilen von Infoflyern. Auf diesen Zetteln gab man den gut gemeinten Hinweis für Übergewichtige: Wer einen flachen Bauch möchte, sollte sich einen Bauchnabel auf den Rücken malen. Mh…ist wirklich blöd, wenn der Konditorlehrling seine Abschlussarbeit vor der Abgabefrist.
Und weiter gings und die Gastgeber übernahmen gleich die Initiative und drängten auf den Ausgleich. Es dauerte nicht lang und Hopf lochte von 18 Metern nach zwei drei unglücklichen Versuchen zum Ausgleich ein. Puhhh…So, es ging neu los und es blieb spannend. Das Spiel war eines der Besseren in dieser Altersklasse und ließ die Zuschauer ab und zu mit der Zunge schnalzen. Apropos Altersklasse, den Jungen im Eintracht Team muss man eine hervorragende Leistung bescheinigen. Was zur gute Spielleistung sich noch dazu gesellte, war die Einstellung, die Geilheit, dieses Match unbedingt gewinnen zu wollen. Ihr könnt stolz auf Euch sein und macht weiter so. Ein unnötiges Foul in der Heldburger Hälfte bescherte den Gästen dann einen unnötigen Freistoß, günstig für einen Linksfuß und 22 Meter halbrechts vor dem Eintracht Kasten. Aaaaaaalter, was für ein Tor. Butzke wie ausgemessen (fluide wie invers diametral) in den vom Torwart entlegenen Winkel. Digritz war noch mit den Fingerspitzen dran, konnte aber den präzisen Einschlag nicht verhindern. Zwei Schüsse aufs Eintracht Tor, zwei Treffer. Die Gäste führten wieder und vielen einheimischen Fans sank der Kopf auf den Plexus. Aber nicht bei den Spielern, denn diese kämpften gegen die drohende Niederlage oder den ersten Saison Sieg für Ummerstadt an. Und wie sie es machten, es war eine Freude zu zusehen. Leider waren dann aber die Aktionen vor dem Kasten der Gäste zu ungenau oder fehlte der nötige Druck hinter dem Ball. Ein zwei Mal versuchte sich die Eintracht Offensive im Boxershort – am – Morgen- Trick: Über die Latte! Die Zeit verrann und Heldburg zerrte an den Ketten, hatte hinten raus offensichtlich mehr Körner.
Dann kam die letzte Minute und die Anwesenden (was dem Einen Freud ist dem Anderen Leid) erlebten die Apotheose des Christopher Hopf. In der 90. Minute schoss er zum Ausgleich ein und erleichterter Jubel ließ das Unterland erzittern. Im weiten Rund war man eigentlich mit den sehr späten 2:2 zufrieden, als drei Minuten später das dritte Hopf Geschoss den Weg in die Maschen fand. Heldburg macht’s wie die 9 mit der 6: dreht die Nummer um!
Jubelnde Gänsehaut – empor in den blauen Himmel – ein Meer an Bierfahnen - mit Tränen in den Augen in den Armen liegen – der Angstschrei aus dem Sportheim: das Bier reicht nicht! - geile drei Minuten für das Heldburger Fußballherz.
Gönnen wir auch den „Fans“ den Schmerz, welche schimpfend das Spiel eher verlassen haben und dieses furiose Finale nicht miterlebten durften. Richtig weh muss es tun! Die Gäste zeigten sich als traurige aber durchaus als faire Verlierer und die dritte Halbzeit bewies deutlich, dass die frühere verbissene Rivalität sich in einen sportlich fairen Wettstreit entwickelt hat.
Als alles sich so einigermaßen beruhigt hatte, vernahm man aus der Toiletten Box die Geräusche eines vernichtenden Furzes. Kurz darauf zeigte sich der Verursacher und meinte trocken: „Hatte was im Auge.“
Vielleicht wird mal eine Straße nach mir benannt, oder eine Schule, oder eine psychiatrische Einrichtung.
Mit den Deutsch – Englisch gemischten Redewendungen, wie „ich bin busy heute“ oder „es ist Hell draußen“ verabschiedet sich die Redaktion und wünscht eine schöne Woche mit der Vorfreude auf das nächste Wochenende.