Es geht doch und noch besser
Das Derby gegen Westhausen stand für die Eintracht unter keinem positiven Stern. Erstens hatten die Heldburger jetzt mehrere Spiele hintereinander verloren/verschenkt und die mannschaftliche Leistung entwickelte sich stetig – aber in die falsche Richtung. Der Gast aus Westhausen hatte drei Spiele in Folge gewonnen und kam mit voller Kapelle an die Heldburger Anfield gereist. Und so war die Sache eigentlich klar und die Heldburger Fans hatten schweres Bauchgrummeln. Gutes Wetter, ausreichend Speisen und Getränke, und so kamen über 200 Zuschauer in die Hauptstadt des Hedburger Unterlandes in Vorfreude auf ein rassiges torreiches Spiel. Die Tage vor dem Spiel wurde im Heldburger Lager wenig gesprochen, alleinig beim Training merkte man dem Team an, dass irgendwie ein Ruck durch die Truppe gegangen ist. Trainer Weigand gab dem KFA vor dem Spiel ein kleines Interview und sagte zum Ende: „Es ist nicht so, dass wir uns die ganze Woche vollgeheult hätten, wie schlimm alles ist…!“
Und siehe da, man glaubt es kaum – die Gastgeber ab Anpfiff hellwach, heroische Einstellung und den Willen, heute und hier von Westhausen nicht verdroschen zu werden. Eine wilde um sich schlagende Eintracht nahm den Kampf an und stemmte sich gegen die grüne Lawine. Die Heldburger Fans rieben sich ihre trüben geröteten Augen und glaubten nicht so recht, was sie auf dem saftigen Grün sahen. Die Eintracht hielt mit viel Engagement dagegen und hielt die Partie auf Augenhöhe. So kämpften, wühlten, würgten und foulten sich beide Teams in die Pause. Unter den beiden Fanlagern herrschte eine seltsame Ruhe und deswegen dachte sich der Stadionsprecher, jetzt mache ich mal einen Weckruf und gab durchs Mikro bekannt, dass Olli Kahn gerade angerufen und gedroht hat, dass er jeden in den Hals beißt, der auf Westhausen getippt hat. Viele verstanden nur Kromkulmbacher und das Ausschankfenster füllte sich wieder.
Dann pressten sich wieder 22 verschwitzte Männer aus den kleinen Kabinen, klatschten in die Hände, fokussierten sich wieder und strotzten vor Adrenalin. Gibt es ein Drogenproblem?
Die nächste Halbzeit begann und es blieb dabei, ein spannendes Spiel mit mehr Hin und Her als bei Isner gegen Mahut 2010 Wimbledon. Die Eintracht begann dann so langsam an der Westhäuser Hintermannschaft rum zu schrauben und setzte ein paar Nadelstiche. Gibt es ein Drogenproblem? Dann kam es zu den drei Minuten, in denen zwei Mal einen Aufschrei gab, welcher in Hildburghausen den Handyempfang störte. Ein langer Ball von der Heldburger linken Seite in den Gäste – 16 – er, der immer länger wurde und ganz hinten schraubte sich Wolfschmidt nach oben als wollte er einen Satelliten reinschrauben und rödelte mit Schmackes und Kopf die Murmel gegen die Laufrichtung des Gästetorwarts. Das T und das O war schon aus den tausend Kehlen draußen, dann berührten die rechten Fingerspitzen von Bocklitz das Leder und verhinderte den Einschlag. Mist, bums mich! Zwei Minuten später, eine Eintracht Ecke schwebt wie ein Mauersegler in den Strafraum und da ist plötzlich Kick frei und schädelt gegen das Leder. Die Richtung genial, die Höhe 5 cm zu hoch, ein Raunen gesellte dem ständigen Bratwurstduft einen kräftigen Bier Odem dazu. Leider, leider und so langsam verstummten die spitzen Schreie der Entzückung. Leider waren das die einzigen richtig dicken Dinger und somit kämpften sich beide Teams dem Abpfiff entgegen. Und der kam dann auch. Vor dem Spiel wäre der eine Punkt von der Eintracht mit Handkuss genommen worden, jetzt nach den zwei 100%igen hat man ein Lachendes und ein Weinendes. Unter dem Strich: Kann man diesen mannschaftlichen Gesamteindruck auch unter das Heubischer Flutlicht am Freitagabend bringen, dann hängen die Trauben nicht allzu hoch, um zu ernten. Aus der Stadionanlage lief eine Art Musik, bei welcher nicht wenige Zuschauer einschliefen und nicht wieder aufwachten. Der Westhäuser Tross bewegte sich in Richtung Heimat, denn da fand um 19 Uhr eine Hygienedemo statt, bei der zum Abschluss ein Lied gegen Bill Gates gesungen wurde. Ansonsten breitete sich ein zufriedener Sonntagabend Nebel im weiten sportlichen Eintracht Rund aus, vermischt mit einer spannenden Vorfreude auf Kommendes.
Gute Nacht!