Und wieder Drei
Vor einer Woche war der Welttag der Dankbarkeit. Am gestrigen Sonntag war wieder so eine Gelegenheit mal Danke zu sagen – für Sportplatzbier, Emotionen und dem VAR, des Fußballs Variante eines Samenstaus. Der Schmackes Heldburg gegen Milz war auf dem Kreisoberliga Speiseplan schon lange nicht mehr zu lesen, umso größer die Vorfreude vieler Feinschmecker des runden Leders. Die Massen strömten, die Traversen an der Heldburger Anfield füllten sich zusehends und der Stadionsprecher sorgte mit dem Berliner Spruch „Links gehen, rechts stehen, Kolleje“ für Ordnung. Der oberfränkische Schiedsrichter führte beide Teams bei einfühlsamer Einlaufmusik auf den grünen Rasen. Spitzfindige Fans stellten sich die Frage, üb der Hainaer Linienrichter die Fahne für oder gegen Milz heben wird. Der Fahnenmann ist sich selbst nicht sicher und rauft sich vor Aufregung das Gel aus den blonden Haaren. Anstoß! Nach 24 Sekunden werden die ersten zerkratzten Kniee zu registrieren. Beide Teams fast in Bestbesetzung hatten erst einmal einen Untermietvertrag für die eigene Hälfte unterschrieben und dem entsprechend waren rassige Strafraumszenen mehr als Mangelware. Die Gäste aus Milz versuchten die landesweit bekannte Taktik des langen Balles und hofften auf den Konter, ähnlich wie viele Zuschauer auf das Notfallbier am Sonntagmorgen. Die Eintracht tastete sich step by step in Richtung Milzer Box, aber nach einigen Durchbrüchen an die Grundlinie fehlte dem letzten Pass die Genauigkeit. Die Eintracht Abwehrspieler flüsterten kurz nach dem Anpfiff der Milzer Tormaschine ins Ohr: If you come our side, it will hurt“ und hatten so im Verlaufe des Spiels wenig Mühe. Für den größten Aufreger sorgte dann Eggi „Winkelschweißer“ mit einem wunderbaren Freistoß, welchen aber der mit Abstand beste Mann der Gäste mit einer Flugshow entschärfte. Im weiten Rund wurde sofort die Frage nach dem Chefkoch laut, weil Freistoß und Parade leckere Delikatessen waren. Dann plötzlich nieste ein Milzer Spieler in die Hand und Heldburg bekam einen Freistoß im Mittelkreis. Auf der Heldburger Fan – Expertenbank wurde die Fangfrage gestellt: Ist das noch Kreisoberliga oder ist das schon Coronavirus? Pausenpfiff und nochmal Danke an das Sportplatzbier, das diese erste Hälfte erträglich machte. Nach einer gefühlten Ewigkeit war sich dann der Schiedsrichter sicher: Anstoß zur zweiten Halbzeit. Für viele Zuschauer eine streitbare Entscheidung.
Und es begann ein ganz anderes Spiel, denn die heimische Eintracht übernahm die Initiative. Milz kam nur noch spontan zum Spielaufbau und wie gesagt, Stichwort langer Ball. Die Heldburger Innenverteidiger in der Manier wie James Milner waren diesem Tag einfach zu stark für die Milzer Offensive. Dann kam es zur Einwechslung des polnischen Neuzuganges. Der Linienrichter fragte ihn: „Welche Sprache? Englisch, Italienisch? Such Dir was aus …“ Und Piatek sagt: „Dziekuje!“ Und dann ging alles ganz schnell….auf der linken Seite setzte sich die Heldburger Angriffsmaschinerie in Bewegung, mit unbändigen Willen war das Ziel Grundlinie, registrierte wie Piatek aus dem Mittelkreis in Richtung Elfer auf 300 km/h hochzog, mit viel Lust schweißte die Eintracht Angriffsmaschine den Ball Richtung Elfer, dort knallten 303 km/h gegen die Kugel, der Milzer Torwart reagierte mit einer Mischung Neuer/Kahn wahnsinnigen Parade und den Abpraller bekam der „alte“ Mann und das Meer, der nach einem kurzen Waka Waka die Kugel in die Maschen jagte. Gänsehaut Feeling auf dem Rasen und bei den Fans, deren Torschrei den Kran auf der Veste wackeln ließ. Das Team mit der größeren unheimlich positiven Mentalität führte 1 : 0 und bewies wieder einmal, dass der Weiß - Blaue Vollgasfußball alles mit sich reißt, was sich ihm in den Weg stellt. Jetzt wurde das Match auch noch hitzig, aber über den Daumen kann man sagen, es wurde nie überhitzig. Die Gäste versuchten mit letzter Kraft den Ausgleich zu erzielen, aber es gelang ihnen nicht, den Ball über die Linie zudrücken. Auch eine Massenkeilerei um den Heldburger Elfmeterpunkt brachte nichts und kurz vor Schluss zeigte auch mal der Eintracht Keeper seine Klasse, als er bei einer gefährlichen Hereingabe einfach und seriös die Schranke machte und den Ball aus der Gefahr hustete. Die Heldburger verpassten nach guten Chancen den Deckel zu zumachen und es gab 5 Minuten Nachspielzeit. Die Einheimischen gingen trotzdem schon in die Kabine. Was soll schon passieren?
Abpfiff und ein verdienter 1 zu 0 Sieg. Und nicht nebenbei muss noch erwähnt werden, dass der Milzer Spieler Schütz bei einer für den Schiri schwierig zu entscheidenden Szene, und bei 0 zu 1 Rückstand, spontan und ehrlich zugab, dass er als letzter am Ball war und es somit Abstoß gab. Eine wirklich gut tuende Fairness, welche nicht selbstverständlich ist.