Großes Augen reiben
Für all die wenigen Fans der nicht ernst zunehmenden Rhetorik über den legendären Kreisligafußball kommen nun die verspäteten Glossen zum Spiel Eintracht Heldburg gegen Sonneberg West (Randsonneberg, Bettelhecken). Keine Ahnung ob das eine gute Idee ist. Eintracht gegen SBG – West, das riecht nach frisch gepflügtem Strafraum, Wäschekörben voll von halbverschmierten Trainingsleibchen und nach „Doppeldusch“.
Die internationale Fangemeinde sehnte sich aber wieder mal nach einem Spiel mit viel Unterhaltung und Spektakel. Auch der Erfinder dieser Zeilen freute sich auf diese Match wie auf die nächste Zwischenzahnreinigung. Am sonntäglichen Vormittag kam es zu einer Beratung von ca. 100 Fachleuten der Botanik und Gartenpflege, welche bei Kaffee und Kakao darüber befanden, ob das MATSCH statt findet oder nicht. Nach langer unterkühlter Diskussion sagte man sich: Ach Scheiß drauf…! Somit pfiff dann nachmittags um Drei Schiri Frank das Spiel an.
Zur Ausgangslage: Der Platz war NOCH grün und wer heute gewinnt, der hat drei Punkte mehr. Die Heimmannschaft sang zu Beginn/Begrüßung ihre aktuelle Hymne aus vollen Lungen: I hob mi schon seit zenn Tog nimmer rasiert und nimme gewoschn! Und i hob nix als a Flaschn Bier in da Mantltoschn!
Die Gäste standen dem nichts nach und liefen mit der Trikotwerbung auf: Sie leben im Gestern? Wir auch!
99 % der 12 Leser werden jetzt den Kopf schütteln und nicht lachen über diese schlecht getimten Gags. Wie gesagt: Scheiß drauf!
Dann ging es los. Hier wollte der Schiri ein wenig experimentieren, hat sich dann aber nach dem Veto der beiden Teams für die herkömmliche Variante entschieden: Anstoß!
Es wird jetzt hier und an dieser Stelle und im eigenen Beisein auf einen detaillierten Spielbericht verzichtet. Die Quintessenz wäre dann nur Langeweile. Auf alle Fälle machten die Heldburger irren Druck. Die Sonneberger mussten sich fühlen wie an den Massagedüsen im Thermalbad Rodach und dann ging es auch beizeiten los. Die Eintracht nahm die große Gartenschere und schnitt ein Loch nach dem anderen in die Bettelhecken. Nach dreißig Minuten stand es dann sage und schreibe 3 zu 0 für Heldburg. Viele ältere Fans überlegten schon, ob sie früher richtig in der Grundschule beim Zählen aufgepasst hätten. Der Stadionsprecher nahm ihnen aber die Zweifel und sagte kurz durch: Früher….? Wir haben Herbst!
Besonders das dritte Tor hätte bei der Oscar Verleihung in der Kategorie „ Szene des Jahres“ einen Preis bekommen. Nach der Pause natürlich die Gäste stärker und die Eintracht erbettelte sich von den Bettelhecken prompt einen Gegentreffer. Oha…und jeder der die Gastgeber kennt, der weiß genau, jetzt kommt wahrscheinlich der große Flattermann. Aber wie ein Kartenbetrüger täuschte die Eintracht alle (gottseidank) und versenkte drei Minuten später gleich wieder eine Murmel im Sonneberger Netz. Puhhh! Durchatmen! Dieser Treffer war dann der Zeitpunkt für das vorzeitige kollektive Köpfe hängen lassen der Gäste. Das war dann auch die Einladung für die Schmidts und Söllner, um hier noch mal richtig nach zu reinigen. Der Gästetorwart chancenlos und die Eintracht Stürmer zuckten nicht und guckten nicht…sie waren so eiskalt, die ersten Eisbären im Heldburger Unterland. Die Eintrachtler haben einfach mal gezeigt, was Alte Herren noch so drauf haben, wenn sie Ernst machen und dass ihre Jungen im Kopf klar und sehr lernfähig sind. Der echte Eintracht Fan hatte mal wieder allen Grund glücklich und glückselig zu glucksen. Au au!
Acht Löcher in der Bettler Hecke und ein kleines im Netz an Kreck. Was für ein Tag. Respekt und Anerkennung an die Sonneberger Sportfreunde, die trotz dieser herben Niederlage niemals im und nach dem Spiel Anstand und Fairness vermissen ließen.
Und nebenbei gesagt: Auch der Verfasser hatte an Stellen Gänsehaut, von denen er nicht wusste, dass man dort Gänsehaut haben kann.