Derby - ?

Ach, wie haben wir uns alle gefreut. Auf Sonnenschein und das Unterlandderby, gesponsert von der Initiative Rodachtal und den Bürgermeistern von Heldburg und Ummerstadt. Tage vorher flatterte schon das Mail mit der Ankündigung in die jeweiligen Rathäuser: Sehr geehrte Damen und Herren, wir möchten auf ein Großereignis aufmerksam machen: Das Unterlandderby Ummerstadt gegen Heldburg findet am Sonntag statt!!! Die Bürgermeister waren sich einig: Egal was kommt, ob dreibeinige Fasane oder jonglierende Elefanten, ob Olaf Scholz oder Gunter Gabriel – wir machen mit.   

Dann war es Sonntagnachmittag, die Reserven kreuzten ab 13 Uhr schon ihre Klingen und stachen jeweils zweimal zu.

Die Großgemeinde Ummerstadt hatte sich ein buntes Rahmenprogramm für diesen Derby – Sonntag einfallen lassen.

Unten auf dem Nebenplatz lief die Botscha (Boccia) – EM der Frauen Ü52. (gesponsert von Triumph und Heidi Klum), im Rathaussaal versammelte sich 15.15 Uhr die Selbsthilfegruppe „Panflöte für Anfänger“ und im Sportheim wurden die Wetten angenommen, für die illegalen Hahnenkämpfe in einer leerstehenden Halle der Firma Ros.

Als würden sie auf den Sportplatz getrieben, füllten immer mehr Fantasie Fans den Spielfeldrand. Das Wetter, die Farbe des Rasens und die Kostüme der Fans erinnerten immer mehr an die Anfänge der Love Parade, als die Drogen noch rein und die Raver noch echt waren.

Der Schiri Daniel G. – T. aus V. (seine Referenz für das Mega – Derby: Ein Tattoo von Dittmar Börner auf dem Schulterblatt) unter hielt sich kurz vor Beginn noch mit dem Bratwurst Griller. Der Brater hauchte lächelnd: „Der Kürbis ist mein Lieblingsgemüse.“ Der Schiri kneift die Augen zusammen und kontert: „Botanisch gesehen ist der Kürbis kein Gemüse, sondern wird den Beerenfrüchten zugeordnet.“ Tja, der Daniel G. ist halt Hobby – Biologe und Gelegenheitsmarktfrau. Beide Trainer beraten gemeinsam eine neue Taktik und die Spieler beschäftigen sich so lange mit Gedichten von Brecht. Rings herum warteten hunderte von Fans mit Nebeltöpfen und Polenböller, sangen fehlerhaft den Ohrwurm von Gerry und seine Pacemakers, in Erwartung eines heißen Derbys, so heiß wie energiegeladene Koalabären an einem Eukalyptus – All -You - Can – Eat – Baum.

Dann endlich Anstoß, bzw. ist ja Vergangenheitsform. Also Anstieß.

Auf Grund der Geschehnisse, Ereignisse und Eindrücke, verzichtet die Redaktion auf einen detaillierten Spielbericht. Wer Derby Wünsche hatte, wie barfüßige Spieler gegen Bahnschwellen treten, Backsteine in der Mitte zerreißen oder Reißnägel kauen, der wurde schwer enttäuscht. Eine Gruppe eingereister oberfränkischer Rentner tat schon gleich nach dem Anpfiff hinter der Eisenstangenbalustrade meckernd abwinken.

Zum Ende gewann dann der Glücklichere und die einzig Schwitzenden, nämlich der Brater und der Bierverkäufer, machten zufrieden ihre Kasse zu.

Belassen wir es hierbei, war ja trotzdem ganz schön was los und freuen uns auf den Kampftag der Arbeiterklasse. Da verirren sich nämlich die Glasbläser nach Heldburg und wollen ihre erste Hand an den Schwarzbach – Pokal legen.

Hinweis der Redaktion:

Für einen älterern Mitarbeiter, der sich tagtäglich im Matsch aus Nostalgie und verblichenen seligen Erinnerungen suhlt, weil ihm die Gegenwart manchmal so schnell, zu wenig greifbar und – nennen wir das Kind beim Namen – etwas überfordernd vorkommt (traurig), gibt es die 100% ige Gewissheit, dass Bilder und Gemälde zum Aufhängen , nicht immer was mit Depressiven zu tun haben.